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Kaiser-Friedrich-Forschungspreis an Forscherteam der Leibniz Universität Hannover verliehen

Kaiser-Friedrich-Forschungspreis an Forscherteam der Leibniz Universität Hannover verliehen

© Sonja Smalian/PhoenixD
Prof. Bernhard Roth (links) nimmt den Kaiser-Friedrich-Forschungspreis aus den Händen von Jörg Schiebel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Goslarer Stöbich Gruppe, entgegen. Der im Frühjahr 2021 verstorbene Unternehmensgründer Dr.-Ing. Jochen Stöbich hatte den Forschungspreis gestiftet.
© Sonja Smalian/PhoenixD
Dr. Ann-Kathrin Kniggendorf gehört zum nun ausgzeichneten OPTIMUS-Team. „Im Betrieb entstehen durch den Einsatz von OPTIMUS, bis auf die überall notwendige Reinigung und den Betriebsstrom, keine weiteren Kosten“, sagt die Forscherin.

Ein Wissenschaftlerteam des Hannoverschen Zentrums für Optische Technologien (HOT) ist am 24. November 2021 mit dem Kaiser-Friedrich-Forschungspreis 2020 für Photonische Technologien für den Umwelt- und Klimaschutz ausgezeichnet worden.

Das Team um Dr. Ann-Kathrin Kniggendorf und Prof. Bernhard Roth, der auch Mitglied im Exzellenzcluster PhoenixD der Leibniz Universität Hannover ist, erhielt die Auszeichnung für die Forschung zur Detektion von Mikroplastik in Wasser mit Hilfe optischer Technologien. Der Preis wurde pandemiebedingt mit einem Jahr Verspätung auf der 4. OptecNet Jahrestagung im Expowal in Hannover überreicht. Auf der zweitägigen Konferenz treffen sich die maßgeblichen Akteure aus Industrie und Wissenschaft, die sich in der Optik- und Photonikforschung in Deutschland engagieren und für einen Wissenstransfer in die Praxis einsetzen.

Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre von zu einem besonderen Schwerpunktthema im Bereich der Optischen Technologien von der Goslarer Stöbich Gruppe an deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Forschung oder Industrie vergeben. In diesem Jahr wurden richtungsweisende Neuentwicklungen für den Umwelt- und Klimaschutz prämiert. Die eingereichte Arbeit soll neben wissenschaftlicher Exzellenz insbesondere auch die Möglichkeit der praxisorientierten, industriellen Umsetzung aufzeigen, lautete die Vorgabe.

Das Team des HOT adressiert in seiner Forschung eine große gesellschaftliche Herausforderung: die Detektion von Plastikabfall in der Umwelt. Insbesondere geht es dabei um Mikroplastik, also Kunststoffpartikel, die kleiner als fünf Millimeter sind und über unterschiedliche Wege in die Umwelt eingebracht werden, etwa als Inhaltstoffe von Kosmetika, durch Abrieb von Autoreifen, Nebenprodukte in der Produktion oder Zersetzungsprozesse. Sie gelangen auch in Lebensmittel und Trinkwasser und können über die Nahrungskette im Organismus aufgenommen werden. Da sie gesundheitsgefährdend sein können, sind wirksame Methoden zur Detektion und Beseitigung gefragt.

„Das neu entwickelte Verfahren unseres Teams ermöglicht die Überwachung von Mikroplastik im Trinkwasserstrom in Echtzeit und ohne Filter und Probenentnahme“, sagt Roth. Dieses sei eine echte Neuerung auf dem Gebiet, da derzeit solche Untersuchungen nur mit teuren Analyseverfahren im Labor durchgeführt werden können. Geschieht dies nicht unter kontrollierten Laborbedingungen ist eine nachträgliche Verunreinigung mit Mikroplastik aus der Luft unvermeidlich. Gerade bei Trinkwasseruntersuchungen kann das eine erhebliche Fehlerquelle darstellen. Eine Überwachung des Trinkwassers im Durchfluss, die nötig wäre, um Kontaminationen des Trinkwassers mit Mikroplastiken zeitnah festzustellen, sei derzeit nicht möglich, sagt Roth.

Das prämierte System hingegen ist mobil einsetzbar und benutzt Laserlicht, um Proben zu untersuchen. Dadurch kann die Wasserkontamination mit einer Reaktionszeit von Millisekunden genau bestimmt werden. So können Nutzer schnell auf Verschmutzungen reagieren und beispielsweise die Trinkwasserzufuhr für die Allgemeinversorgung oder die Getränkeproduktion stoppen.

„OPTIMUS“ heißt das ausgezeichnete Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde. Das System arbeitet mit rein optischen Messverfahren“, sagt Dr. Ann-Kathrin Kniggendorf, Gruppenleiterin am HOT im Bereich der Umweltanalytik. „Im Betrieb entstehen darum, bis auf die überall notwendige Reinigung und den Betriebsstrom, keine weiteren Kosten“.

Das durch die Messleitung fließende Wasser wird kontinuierlich mit einer Laserschranke überwacht. Eine Kamera zählt zudem alle Partikel, während ein Spektrometer den spezifischen „Fingerabdruck“ erfasst. Auch die Größe und Form des Mikroplastiks können bestimmt werden, selbst in stark verunreinigten Wasserproben aus Klärwerken. Durch  das Sammeln der Partikel kann die Ursache und ggf. der Verursacher einer Verunreinigung aufgespürt werden.

Zukünftig könnten solche optischen Systeme mittels moderner, additiver Fertigungsmethoden realisiert werden. Diese Ziele verfolgt Roth auch im Exzellenzcluster PhoenixD, das neue Methoden zur Fertigung komplexer Optik entwickelt. Dabei sind die Digitalisierung und Miniaturisierung der Systeme, die Skalierung der Herstellung sowie die automatisierte, intelligente Datenauswertung von entscheidender Bedeutung für die Verbreitung des Verfahrens. Die Kommerzialisierung des Systems wird derzeit durch die Industriepartner vorbereitet.

Eine Online-Vorstellung des Forschungsprojektes von Dr. Ann-Kathrin Kniggendorf finden Sie hier.

Die offizielle Pressemitteilung der Leibniz Universität Hannover finden Sie hier.